Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (CED) nehmen nach aktuellen Zahlen zu, betreffen nicht selten junge Patienten (20 % aller Crohn-Patienten sind unter 20 Jahre alt) und sind mit erheblichem Leidensdruck und Komplikationen verbunden. Während die Crohn-Erkrankung den ganzen Verdauungstrakt und alle Wandschichten befallen kann und dabei meist segmental auftritt, beschränkt sich die Colitis auf den Dickdarm und beginnt zumeist im Rektum. Dieses Befallsmuster ist eines der Hauptkriterien für die Unterscheidung dieser ähnlichen Krankheiten, was oft schwierig ist.
Beitragsbild: Von Joachim Guntau. J. Guntau at de.wikipedia – www.Endoskopiebilder.de, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15868229
By Own work, derivate of File:Patterns of Crohn’s Disease.svg by Samir, vectorized by Fvasconcellos – Based on image of comparison between Crohn’s_Disease_and_Colitis_ulcerosa at http://superepus.com/crohn-39-s-disease/, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39701853
Symptome
Morbus Crohn | Colitis ulcerosa |
Bauchschmerzen, oft im rechten Unterbauch | Bauchschmerzen, kolikartig |
Durchfälle, auch blutig | häufige Durchfälle, auch schleimig-blutig |
Übelkeit, Erbrechen | Stuhldrang, Blähungen |
akuter Schub mit Fieber | akuter Schub mit Fieber |
Gewichtsverlust | Gewichtsverlust |
Gelenkschmerzen, -entzündung | Gelenkschmerzen, -entzündung (Ileosakralgelenk) |
Augenentzündungen | Augenentzündungen |
Rosacea | Gallenwegsentzündung |
Erythema nodosum | Erythema nodosum |
Anämie | Anämie |
Ursachen
Der chronisch entzündliche Darm ist mit seinen Entstehungsmechanismen noch immer ungeklärt. Zumindest kann man von individuellen multikausalen Faktoren ausgehen, deren zusammenwirken die Erkrankung hervorbringt. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine gestörte Darmflora und -barriere. Eine aktuelle Studie erbrachte das Ergebnis, dass der häufige Gebrauch von Antibiotika das Risiko erhöht an CED zu erkranken. So berichtet das Deutsche Ärzteblatt 2020.
- Dysbiose
- Vermehrung pathogener Darmkeime mit proentzündlicher Wirkung an der Darmschleimhaut (z. B. verursacht durch häufige Antibiotikagaben)
- infolge leaky gut
- Mangel an kurzkettigen Fettsäuren (verminderte Energieversorgung der Kolonschleimhaut)
- Nahrungsmittelallergene
- Getreideeiweiß (Gluten), Milcheiweiß (Casein)
- Lektine (Nachtschattengewächse) etc.
- Medikamente: Antibiotika, Schmerzmittel (NSAR)
- genetisch
- Defensinmangel
- HLA B27: Ähnlichkeit zu rheumatischen Erkrankungen
- para-, postinfektiös: durch vorausgegangene oder subakute chronifizierte Darminfektion? (Salmonellen, Shigellen, Campylobacter jejuni)
- Risikofaktor Rauchen
Diagnose Labor
- Entzündungsparameter (CRP, BSG, Leukozytose), pANCA
- Darmflorauntersuchung zur Abklärung einer Dysbiose, kurzkettige Fettsäuren, Entzündungsparameter Darmschleimhaut (Calprotectin)
- Nahrungsmittelallergene
- Mikronährstoffstatus
Therapie nach Ursache
Die Akutbehandlung obliegt der Schulmedizin. Wenn ein entzündlicher Schub abgeklungen ist, dient die komplementäre Therapie dem Erhalt der sog. Remission und kann an den individuellen Ursachen ansetzend eine Heilung begünstigen. Im Mittelpunkt steht die antientzündliche Behandlung der Darmschleimhaut und die Immunmodulation.
- Ernährungstherapie: antientzündliche, allergenfreie, nährstoffreiche Kost
- Prä- und Probiotika nach Stuhlbefund
- Ballaststoffe, Milchsäurebakterien, E. coli Nissle 1917
- Phytotherapie: Weihrauch, Curcuma, Kamille
- Mikronährstoffe: Spurenelemente, Aminosäuren, Omega-3-FS