Vitamin D: COVID-19 und Atemwegsinfekte

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Aufgrund der steigenden Anzahl an COVID-19-Infizierten und einer drohenden 2. Welle im Herbst/Winter ist eine optimale Mikronährstoffversorgung für das Immunsystem von großer Bedeutung. Dazu gehört besonders das Vitamin D, dessen Spiegel in der kalten Jahreszeit die niedrigsten Werte aufweisen, wenn es nicht eingenommen wird. Niedrige 25(OH)D-Werte stellen einen Risikofaktor für Atemwegsinfekte wie COVID-19-Infektionen, Krankenhausaufenthalte und erhöhte Sterblichkeit dar.

Vit. D schützt vor Erkältungs- und Atemwegserkrankungen

Schon seit längerer Zeit gibt es Belege dafür, dass ein Mangel an Vit. D generell und besonders in den Wintermonaten das gehäufte Auftreten von Erkältungskrankheiten begünstigt. 2007 publizierten Finnische Wissenschaftler ihre Ergebnisse im American Journal of Clinical Nutrition: Sie bestimmten die Vit. D-Werte von 800 Soldaten und hielten in den anschließenden sechs Monaten die Häufigkeit der aufgetretenen Erkältungen fest. Die Männer mit den niedrigsten Vit. D-Spiegeln hatten doppelt so viele Infekt bedingte Fehltage wie die mit den höchsten Vit. D-Spiegeln (1). Eine 2015 veröffentlichte Studie an 3921 Patienten zeigte ein um 33 % erhöhtes Risiko an einer Atemwegsinfektion zu erkranken, wenn der Vit. D-Spiegel im Serum unter 20 ng/ml betrug (2).

Vitamin-D-Experten empfehlen optimale Vit.-D-Werte von 40-60 ng/ml. Die Messung und Einstellung des Vit.-D-Spiegel plus eine synergistische Therapie mit ergänzenden immunrelevanten Mikronährstoffen übernimmt gerne die Praxis für Komplementärmedizin Felber für Sie. Interessante Informationen rund ums Thema Vit. D finden sich auf der SonnenAllianz.

COVID-19: Niedrige Vit. D-Versorgung erhöht Sterblichkeit

2020 belegte eine deutsche Studie den Zusammenhang des Vit. D-Status mit der Schwere eines COVID-19-Infekts und dem damit einhergehenden Sterberisiko. Es wurden 185 erkrankte Patienten untersucht: 64 % hatten Werte unter 20 ng/ml. Lagen die Vit. D-Spiegel unter 12 ng/ml war die Letalität um den Faktor 14 höher als bei den Patienten, die 12 ng/ml oder mehr aufwiesen. Das Risiko, künstlich beatmet werden zu müssen, war um den Faktor 6 höher (3).

Besonders gefährdet: Patienten mit Grunderkrankungen und alte Menschen

Bei Grunderkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf, Adipositas und Bluthochdruck besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe im Falle einer COVID-19-Infektion, besonders wenn niedrige Vit.-D-Spiegel vorliegen. Gleiches gilt für ältere Menschen, die oft einen Vitamin-D-Mangel haben und die zu den Risikogruppen zählen. Diesen Zusammenhang beleuchtet Prof. Dr. Biesalski von der Universität Hohenheim: Ein Vit.-D-Defizit ist ein möglicher Indikator für den Schweregrad und die Mortalität bei einer COVID-19-Erkrankung. Eine kurze Zusammenfassung seiner Studie (4):

  • Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, metabolisches Syndrom sind häufig mit niedrigen Vit.-D-Spiegeln assoziiert
  • diese Komorbiditäten, zusammen mit dem begleitenden Vit.-D-Mangel, erhöhen das Risiko schwerer COVID-19-Erkrankungen
  • der Vit.-D-Status hat eine große Bedeutung für die Entwicklung und den Verlauf dieser Krankheit
  • im Falle eines Krankenhausaufenthaltes sollte der Vit. D-Status überprüft und bei Bedarf dringend verbessert werden

Therapie mit Vit. D rettet Leben

Höchst beachtenswert sind die Resultate einer 2020 veröffentlichten Interventionsstudie: Von 76 positiv getesteten COVID-Patienten bekamen 50 am Tag der Aufnahme 20000 IE Vit. D, 10000 IE an Tag 3 und 7 und im Anschluss einmal wöchentlich wieder 10000 IE bis zur Entlassung. Ergebnis: Nur einer der Patienten, denen Vit. D verabreicht wurden, musste intensivmedizinisch versorgt werden, also nur 2 %. Von den 26 Patienten, die nicht mit Vit. D versorgt wurden, waren es 13, das sind 50 %! Von den mit Vit. D behandelten Patienten starb niemand, in der halb so großen Vergleichsgruppe ohne Vit. D starben dagegen zwei Menschen (5). Bei diesen Zahlen stellt sich die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, Patienten mit COVID-Infektion Vit. D in der Therapie vorzuenthalten.

Vit. D: Immunsystem und Blutdruckregulation

Vit. D fördert die Bildung des Virusblocker Cathelicidine durch das Immunsystem. Diese Substanz wirkt immunmodulatorisch und antimikrobiell/antiviral, z. B. gegen Herpes, Grippe, HIV und SARS-Viren. Den Nachweis dafür erbrachte eine Untersuchung der Harvard-Universität, die 2015 veröffentlicht wurde (6).

Vit. D hilft bei der Blutdruckregulation: Ein Vit. D-Mangel führt zu einer gesteigerten Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) und damit zu Bluthochdruck und den resultierenden Folgeproblemen (7). Bei COVID-Infekten kommt es zur Erhöhung des Blutdrucks und dadurch mitverursachten Lungenschädigungen.

1: Laaksi I, Ruohola JP, Tuohimaa P, Auvinen A, Haataja R, Pihlajamäki H, Ylikomi T. An association of serum vitamin D concentrations < 40 nmol/L with acute respiratory tract infection in young Finnish men. American Journal of Clinical Nutrition 2007;86(3):714–7.

2: Khalid, A. N., Ladha, K. S., Luong, A. U., & Quraishi, S. A. (2015). Association of Vitamin D Status and Acute Rhinosinusitis. Medicine, 94(40). doi:10.1097/md.0000000000001447

3: Radujkovic A, Hippchen T et al (2020). Vitamin D Deficiency and Outcome of COVID-19 Patients. Nutrients, 12(9), 2757. doi:10.3390/nu12092757

4: Biesalski, H. K. (2020) ‘Vitamin D deficiency and co-morbidities in COVID-19 patients – A fatal relationship?’, NFS Journal. Elsevier GmbH, 20, pp. 10–21. doi: 10.1016/j.nfs.2020.06.001.

5: Castillo M et al. (2020). Effect of Calcifediol Treatment and best Available Therapy versus best Available Therapy on Intensive Care Unit Admission and Mortality Among Patients Hospitalized for COVID-19: A Pilot Randomized Clinical study. Retrieved from https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960076020302764?via%3Dihub

6: Quraishi, S. A., Pascale, G. D., Needleman, J. S., Nakazawa, H., Kaneki, M., Bajwa, E. K., … Bhan, I. (2015). Effect of Cholecalciferol Supplementation on Vitamin D Status and Cathelicidin Levels in SepsisCritical Care Medicine43(9), 1928–1937. doi: 10.1097/ccm.0000000000001148

7: Li, Y. C. (2011). Vitamin D and the Renin-Angiotensin System. Vitamin D, 707–723. doi: 10.1016/b978-0-12-381978-9.10040-x