Bei Verdacht auf Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist das sog. TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) in der Labordiagnostik der Basiswert zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion. Der Referenzbereich des TSH reicht von 0,4-4 mU/l. Ein erhöhtes TSH zeigt eine Unterfunktion und ein erniedrigtes TSH eine Überfunktion an, jedoch ist die alleinige TSH-Bestimmung oftmals unzuverlässig.
TSH-Normbereich in der Diskussion
Es besteht folgendes Problem: Die obere Normgrenze wird in Fachkreisen uneinheitlich bewertet und seit den 2000ern eine Absenkung auf 2,5 bzw. 2,0 diskutiert, z. B. im Deutschen Ärzteblatt 2006.
Patienten mit einem TSH-Wert von z. B. 3,0 können sich also in der Unterfunktion befinden, entsprechende Beschwerden vorweisen und fehldiagnostiziert werden. Ausschlaggebend ist also das Befinden des Patienten und das freie Schilddrüsenhormon T3 (fT3), das zusammen mit fT4 immer mitbestimmt werden sollte.
Allgemein herrscht nun der Konsensus, dass die bisherige Obergrenze aus verschiedenen Gründen angemessen ist, z. B. um eine Übertherapie der Patienten mit Schilddrüsenhormonen zu vermeiden. Verschiedentlich definieren Experten einen TSH-Graubereich zwischen 2,5-3,5, wofür sich auch Dr. Wolfgang Zechmann vom Landeskrankenhaus Innsbruck 2007 in einem Artikel aussprach: „Wo beginnt die subklinische Hypothyreose?“
Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion
- Leitsymptome: Müdigkeit, kalte Hände, kalte Füße
- niedriger Blutdruck und niedriger Puls
- Verstopfung, Gewichtszunahme
- trockene Haut, brüchige Nägel, Heiserkeit, Haarausfall
- Schwellungen im Gesicht, um die Augen
- erhöhte Blutfette
Natürlich müssen andere Ursachen des oft unspezifischen Beschwerdebilds differentialdiagnostisch bedacht werden, bevor eine Schilddrüsentherapie erfolgt.
Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion
- Mikronährstoffmangel: Jod, Eisen, Selen
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Leberschwäche: ungenügende Umwandlung von T4 in T3
- vermehrte rT3-Bildung durch Stress, chron. Entzündung, Grunderkrankungen
- Rezeptorresistenz: Stress, chron. Entzündung, Progesteronmangel
- Störung der weiblichen Hormone Estradiol und Progesteron
- Medikamente: Lithium, Thyreostatika
Diagnose
- komplettes Schilddrüsenlabor: TSH, fT3/4; evtl. rT3 u. TBG; Ausschluss Hashimoto
- Mikronährstoffprofil
- ggfs. Hormonbalance der weiblichen Geschlechtshormone
Wichtig ist der Ausschluss der häufigen Hashimoto-Thyreoiditis als Ursache einer Unterfunktion. Ferner muss ein Mikronährstoffmangel abgeklärt werden. Das Untersuchungsprofil wird in der Praxis individuell sinnvoll zusammengestellt.
Therapie nach Ursache
Die schulmedizinische Therapie der Schilddrüsenunterfunktion besteht in erster Linie in der medikamentösen Einstellung der Schilddrüsenhormone. Eine weitere Möglichkeit ist es über die Gabe von für die Schilddrüsenhormonsynthese essentiellen Mikronährstoffen die Eigenproduktion anzuregen und dadurch die Beschwerden der Unterfunktion zu verbessern. Die lange Zeit praktizierte Jodtherapie scheint „aus der Mode“ gekommen zu sein, besitzt aber nach wie vor ihre Berechtigung. Die Jodversorgung in Deutschland und Europa lässt zu wünschen übrig, wie aktuelle Daten zeigen und von einer angeblichen Überversorgung durch jodiertes Speisesalz kann keine Rede sein: „Deutschland ist wieder Jodmangelland!“, stellt der Arbeitskreis Jodmangel 2019 fest.
Ein ganzheitliches Behandlungskonzept, welches die möglichen individuellen Kausalfaktoren berücksichtigt, kann die Schilddrüse wieder in die regelrechte Tätigkeit zurückführen und das Beschwerdebild der Unterfunktion beheben.
- Mikronährstofftherapie nach Laborstatus
- Lebertherapie
- bioidentische Hormontherapie
- antientzündliche Therapie